Ozeanische Möglichkeiten im Problemschach

Aus der ZEIT vom 18/5/2000  von Helmut Pfleger

"Sie verstand überhaupt nichts vom Schach, und damit hing es vielleicht zusammen, dass für sie das Schachspiel kein häuslicher Spaß, kein angenehmer Zeitvertreib war, sondern eine geheimnisvolle Kunst, die hinter keiner der anderen, anerkannten Künste zurückstand" (aus Nabokov: Lushins Verteidigung)
Ähnlich ergeht es manchem passionierten Schachspieler, wenn er unerwartet auf die Welt der Schachprobleme stößt. Den meisten verweigert sich dieses geheimnisvolle Reich ein Leben lang, nur dem aufrichtig und ernsthaft Suchenden öffnet es zögernd seine Pforte und verlangt manch Opfer und Liebesdienst, bevor es dem Novizen schließlich uneingeschränkt Zugang zu seinen verborgenen Schätzen gestattet und Tage und Nächte des verzweifelten Herumirrens reich belohnt.
Kürzlich stieß ich auf ein faszinierendes Problem von Wolfram Seibt aus Lohne, zu dem mir der Autor begleitend mitteilte: "Wir Problemisten führen ja in der Schachwelt ein Schattendasein, wiewohl unser Selbstbewußtsein damit hadert. Denn rundheraus gesagt: von den ozeanischen Möglichkeiten des Schachs hat der Partiespieler keine Ahnung, weil unter den Bedingungen des Kampfes nur ein Bruchteil dieser Möglichkeiten realisiert werden kann. Der ganze Rest ist die Domäne der Träumer – unsere Domäne."
Nun träumen auch Sie, und setzten Sie den schwarzen König in neun Zügen matt.
Dabei müssen Sie mit dem schwarzen Turm Katz und Maus spielen, bis dieser schließlich unter der Last, das Matt durch den weißfeldrigen Läufer auf der Diagonale f3-a8 zu verhüten, zusammenbricht.

Wolfram Seibt
Schach 01/2000








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Lange ist es her, dass in der ZEIT regelmäßig Schachprobleme (Urdrucke) veröffentlicht wurden.

Ein weiterer attraktiver Neunzüger von Seibt war Gegenstand des Weihnachtspreisausschreiben der WELT

Wolfram Seibt
Die WELT 2000








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1. Lb6 Th5 2. Lc7 Th6 3. La5 Th4 4. Sf4 Txf4 5. Lb6 Tf5 6. Lc7 Tf6 7. Ld8 Tf7 8. Lxf7

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