August von Cywinski de Puchala

Im Jahre 1903 schrieben Kohtz und Kockelkorn in ihrem Buch "Das indische Problem" über de Puchala: "Man hat den Verfasser, der allerdings nicht sehr produktiv gewesen ist (weniger als 30 Probleme) über der großen Zahl von späteren Komponisten völlig vergessen. Wir halten ihn für einen der größten Schachstrategen." 
In der Festschrift Akademischer Schach-Club München 1911 erschien ein Artikel von Walther von Holzhausen über Cywinski. Über das Leben von Cywinski war wenig bekannt und er vermutete, dass Cywinski 1866 gestorben sei, weil er nach 1865 keine Probleme mehr veröffentlichte.
Kohtz und Kockelkorn stellten sich 1901 die Frage:
Wer kennt heute noch die Probleme von August von Cywinski de Puchala?
Heute mehr als 100 Jahre später sieht es nicht viel besser aus. Lange vor der Entstehung der Neudeutschen Kompositionsrichtung verfasste er großartige logische Mehrzüger mit eindrucksvollen Vorplan-Staffelungen. (Herbert Grasemann in "Eines Reverends Einfall, der Geschichte machte")

Wer also war August von Cywinski de Puchala?

August von Cywinski de Puchala war der Sohn eines österreichischen Hauptmannes und wurde am 16. Juli 1829 in Wien geboren. Sein Erstlingsproblem erschien 1855 in der Wiener Schachzeitung. Cywinski hat ausschließlich Schachprobleme mit Matt in vier oder fünf Zügen komponiert. Von Beruf war er Soldat und hat unter anderem an den Schlachten bei Magenta und Solferino teilgenommen. 1860 wurde er als halbinvalid pensioniert. In der Wiener Schachzeitung von 1912 schrieb Eduard Mazel über Cywinski:
"Cywinski, der am 1. Januar 1905 nach kurzem Leiden sanft verschied, war groß von Statur, stramm und aufrecht. Eiserne Ruhe lagerte auf seinem edlen Antlitz. Das Merkwürdigste an ihm war sein Auge. Klein, bläulichgrau hatte es, besonders im Aufblick, durch die feine Stahlbrille lugend, oder wenn es mit gesenkten Lidern über das Schachbrett streifte, etwas von höchster und willensstärkster Energie. Sein Charakter, seine Lebensweise, seine Eigenschaften und Neigungen entsprachen dem, was sein Äußeres voraussetzen ließ. Er war brüsk und unempfindlich, und ich glaube nicht, dass es jemals einen besseren und tapferen Soldaten gegeben hat als ihn. Die Gefahr reizte ihn, nichts schien ihm beschwerlich. Was er sich einmal in den Kopf setzte, musste konsequent durchgeführt werden."

August von Cywinski
de Puchala
Illustr.Familien-Journal 1858
Der Schachgesellschaft
Augustea in Leipzig gewidmet








#4

Die beiden Offiziere, um deren gegenseitige Verstellung es sich in diesem Problem handelt, sind La8 und Td4; der Durchschnittspunkt ihrer Schusslinien liegt auf e4. Die Wirkung des Turms lernen wir durch den Angriffszug 1. Dc3? kennen. Dieser Zug wird durch die Flucht des Turms nach f4 oder h4 pariert. Indem wir mittels 1. Le4 diese Flucht zu verhindern suchen, kommt auch die Wirkung des Läufers zum Vorschein. Sie besteht nach 1. Le4? cxb3 2. Dxb3 Txe4 in der Deckung des Feldes d5. Untersuchen wir nun das kritische Feld e4 mit Bezug auf seine Brauchbarkeit, so finden wir, dass dies zwar für den Turm (Standfeld d4, kritisches Feld e4, Fluchtfelder f4 und h4), nicht aber für den Läufer (Standfeld a8, Deckungsfeld d5, kritisches Feld e4) vorhanden ist. Der Läufer muss also zu dem kritischen Zug nach f3 gezwungen werden, dann ist auch für ihn das kritische Feld in der richtigen Lage. Der erste Zug ergibt sich hiernach wie von selbst, er besteht in Sf3 (Kohtz und Kockelkorn in "Das indische Problem")
1. Sf3 Lxf3 2. Le4 Lxe4 3. Dc3 bxc3 4. b4#
1. Sf3 Lxf3 2. Le4 cxb3 3. Dxb3 Txe4 4. Dd5#

Walther von Holzhausen bezeichnete Cywinskis als den bedeutendsten Vorplan-Meister der Frühzeit.

August von Cywinski
de Puchala
Illustr. Familien-Journal 1857








#5

Diese Problem hat einen dreizügigen Hauptplan, nämlich 1. Tf5? mit der Folge 2. Tc5+ Lxc5 3. d5#. Sofortiges Tf5, wie auch 1. Tf1 oder Tf3, würde offensichtlich durch 1. ...Lxd4! widerlegt werden. Daher muss man den Läufer mittels 1. Tf8 Lc7 von dem Angriffsobjekt ablenken. Nun geht aber Tf5 wieder nicht an, weil dem Läufer die neue Verteidigung Le5 zu Gebote steht. Erst nach abermaliger Ablenkung 2. Tf3 La5 kann endlich der Hauptplan vonstatten gehen. Leider gibt es im dritten Zug den Dual 3. d5+ Erst 1979 gelang es Stephan Eisert dieses historisch wertvolle Stück zu korrigieren.

August von Cywinski
de Puchala
Illustr. Familien-Journal 1857
Korrektur Stephan Eisert
Deutsche Schachblätter 1979








#5

1. Th8 Ld7 2. Th1 La4 3. Th3 Lb5 4. Td3+ Lxd3 5. e3#

 

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