Dreiklang
Unter diesem Titel ist im FC-Verlag (FC=Friedrich Chlubna) wieder ein vorzügliches
Problemschachbuch erschienen.
Der Dreiklang ist laut dtv-Lexikon ein aus drei Tönen bestehender Akkord.
Das neue Buch (331 Seiten) in Ganzleinen enthält ausgewählte Probleme von
Johandl (157),
Wenda (182) und
Chlubna (152),
kommentierte Lösungen und viele Fotos
Geleitwort von Hans Peter Rehm aus der Einleitung zu Dreiklang
Die drei Autoren von Schachproblemen, von denen dieses Buch handelt, sind ohne Zweifel die
bekanntesten Österreichs. Aber nicht nur das: Seit mehreren Jahrzehnten sind sie aktiv,
und ihre Tätigkeit, die recht verschieden ausgeprägt ist, bildet den Kern und Motor des
österreichischen Problemschachs.
Alois Johandl gehörte schon mit jungen Jahren zur internationalen Spitzengruppe der
Mehrzügerverfasser. Sein Stil ist fest gegründet in der österreichischen Tradition.
Johandl setzt die Liste der österreichischen Großen der logischen Schule (Josef
Halumbirek, Hans Lepuschütz und Stefan Schneider) erfolgreich fort. Sein Gedankenreichtum
führt zu feinsinnigen, oft durch überraschende Wendungen glänzenden Aufgaben, die sich
trotzdem dem Gebot klarster logischer Gestaltung unterwerfen und allesamt äußerst
ökonomisch erfunden und konstruiert sind. Es versteht sich, dass man mit solchen Aufgaben
auf höchste Turnierplätze abonniert ist. Johandl hat so viele Einfälle im orthodoxen
Mehrzüger, dass er es nicht nötig hat, in das größere und freiere Reich des
Märchenschachs einzudringen. Gleichwohl sah man in den letzten Jahren einige Selbstmatts
des Autors (natürlich auch im logischen Stil).
Auch die beiden anderen Autoren begannen mit logischen Mehrzügern, was kein Wunder ist,
wenn man sich an den (wohl gestrengen) Lehrmeister Halumbirek erinnert. Beide haben jedoch
ihr Arbeitsfeld ausgeweitet.
Klaus Wenda war auch publizistisch tätig, nämlich unter anderem zusammen mit Chlubna als
Spiritus Rector der beiden Bände Problempalette I/II , in denen die schönsten
österreichischen Schachaufgaben des Zeitraums 1901 - 1990 gesammelt sind. Seine Phantasie
lässt die Grenzen des orthodoxen Schachs oft weit hinter sich. Besonders charakteristisch
für ihn ist, wie der Leser sehen wird, eine farbige und verzwickte Ausnutzung der
jeweiligen Märchenart, wie z. B. Circe. Er erreicht hier größere Intensität als die
meisten anderen Autoren. Dass dabei trotzdem kein Wildwuchs entsteht und auf absolute
Beherrschung der Form gesehen wird, ist wohl den orthodoxen Lehrjahren zu danken.
Besonders gern erinnere ich mich an mehrere Fälle von kompositorischer Zusammenarbeit mit
ihm auf diesen Gebieten.
Nicht zuletzt ist zu sagen, dass Wenda sich große Verdienste in der internationalen
Problemschachorganisation erworben hat. Als langjähriger Präsident (und jetziger
Ehrenpräsident) der FIDE-Kommission für Schachkompositionen (PCCC) hat er dieses Gremium
mit diplomatischem Geschick durch schwierige Zeiten gesteuert, in denen es durch den
Ost-West-Gegensatz in der Wertung des Märchenschachs und durch die Bestrebungen des
(damaligen) Ostblocks, die sportliche Seite im Problemschach zu Lasten der künstlerischen
zu verstärken, Spannungen gab. Wichtige Entscheidungen über die FIDE Alben sind damals
unter seinem Einfluss gefallen.
Friedrich Chlubna, der Dritte im Bunde, hat insbesondere schöne Dreizüger, Selbst- und
Hilfsmatts geschaffen, wie der Leser dieses Buchs sehen wird. Besonders wichtig ist aber
seine Tätigkeit als Buchautor, Publizist, Kritiker und Verleger. Der Genuss, den gute
Schachprobleme dem Löser und Betrachter bereiten, ist umso größer, je besser dieser die
Materie kennt und weiß, worum es den Autoren geht. Daher arbeitet Chlubna unermüdlich
daran, die Liebe zum Schachproblem zu verbreiten. Es ist eine Sisyphusarbeit, wenn man
unter Partiespielern Verständnis für das Problemschach wecken will. Nach einer
"Lehrzeit" als Nachfolger von Herbert Grasemann als Redakteur bei den Deutschen
Schachblättern hat er im Alleingang die Problemschachsektion in Schach-Aktiv zu
dem gemacht, was sie heute ist: eine der angesehensten Problemschachspalte in einem Blatt,
das sich vorwiegend an Partiespieler wendet. Sehr bekannt ist Chlubna auch als Verleger
(und oft auch Autor) der "Chlubna-Serie". Unter ausnahmslos wichtigen
Beiträgen zur Problemschachliteratur finden sich so einmalige Bücher wie Black to
Play von C. J. Feather und Das Matt des weißen Königs von Chlubna selbst, um
nur zwei zu nennen. Beide Publikationen sind die ersten kritischen Monographien über ihr
jeweiliges Gebiet, nämlich Hilfsmatt und Selbstmatt. Abschließend wünsche ich meinen
Wiener Freunden noch viele interessante und spannende Jahre mit Problemschach, und den
Lesern viel Freude mit den Kompositionen in diesem Buch.
Pfinztal, im Dezember 2000
Hans Peter Rehm
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