Entscheid im 182. Thematurnier der Schwalbe

Je stärker, desto langsamer!

Preisrichter: Werner Keym, Meisenheim

Bei dem in der Schwalbe, Oktober 1999 ausgeschriebenen Turnier waren Fünflinge gefordert, in denen ein weißer Bauer, Springer, Läufer, Turm oder eine weiße Dame auf demselben Feld zu ergänzen ist und die Mattführungen vom Bauer bis zur Dame jeweils länger werden; die Mattführung nach Ergänzung der Dame muss durch Pattvermeidung begründet werden. Als Beispiel diente A, die Erstdarstellung in Fünflingsfom, die aber nicht die Pattververmeidung, sondern den retroanalytisch begründeten schwarzen Anzug verwendet.

A Werner Keym
Die Welt 5/02/1999








Ergänze auf f7einen wB,wS, wL, wT oder eine wD.
Matt in wieviel Zügen?

Bei Bf7 folgt l.f8=D/L#,
Bei Sf7(+) zieht Schwarz an, also 0.- Lxf7 1 .Sxf7#
Bei Lf7 1.Lxc4 Lxc4 2.Le3#
Bei Tf7 1.Tf4 Txd4 2.Txd4 Lxf7 3.Sxf7# oder 1 ... Txb4 2. Le3 Txf4+ 3. Lxf4#.
Bei Df7 sind die Felder g6 und g7 zweifach gedeckt, daher zog zuletzt nicht Schwarz, sondern ist am Zug, also 0. .. Txd4+  l.Kg3 (dr. 2.Dg7+) Lxf7 2.Sxf7+ Kh5 3.Thl+ Th4 4.Txh4# oder 1. ... Td3+ 2. c2xd3 (dr. 3.Dg7+) Lxf7l 3.Sxf7+ Kh5 4.Thl#.
Schach paradox: Je stärker die weiße Figur, um so länger dauert die Mattführung.

Bei der Ausschreibung mit Pattvermeidung war ungewiss, ob sich dieses konstruktiv sehr schwierige Thema überhaupt meistern ließe. Zwar gab es nur vier Autoren, aber drei davon waren erfolgreich: Dr. Bruno Ebner (Wien) mit vier Versionen eines Schemas und Ralf Krätschmer (Neckargemünd) sowie Andreas Witt (Leopoldshafen) mit je einem Problem. Dagegen sandte Alexander Kisljak (Altschewsk-Ukraine) eine Aufgabe ein, die sich der hier ausgeschlossenen Retrobegründung (wie A) bedient.
Die drei thematisch korrekten Einsendungen habe ich alle drei ausgezeichnet, weil jede von ihnen eine außergewöhnliche Konstruktionsleistung darstellt. Jede bewältigt das Paradoxon der zunehmenden Figurenstärke und Problemlänge gleichmäßig in 2 bis 6 Zügen, aber auf sehr unterschiedliche Weise.
Wie beim Babson-Task wird die Zukunft zeigen, ob es ökonomischere oder vielfältigere Fassungen (ohne Duale) geben wird.

1. Preis
Andreas Witt
182. Thematurnier der
Schwalbe 2000








Ergänze auf f7 einen wB, wS, wL, wT oder eine wD.
Matt in wieviel Zügen?

Mit einem äußerst geschickten Schema funktionieren die Fassungen mit Bauer, Springer und Läufer. Da Dg7-g2+ droht, ist der erste weiße und schwarze Zug zwar gleich, aber die Mattbilder (z. T. Mustermatts) sind recht verschieden. In den Fassungen mit Turm und Dame verblüfft jeweils ein Wartezug (Kc2xc3). Ebenso unerwartet sind Damenumwandlungen auf drei verschiedenen Feldern. Der Umwandlungsdual (h8=D/L) und der Mattdual sind unwesentlich. Und vor allem: Auch nach der jeweiligen Ergänzung genügt der normale Figurensatz (wie bei A).

a) #2 mit wBf7:  l. h6xg7 Kxf6 2. f8=D#
b) #3 mit wSf7: l. h6xg7 Kxf6 2. g8=D Ke7/Kf5 3. Lg5/Dg5,Dg6#
c) #4 mit wLf7: l. h6xg7 Kxf6 2. g8=D Ke7 (2. ... Kf5? 3. D#) 3. Lg6 Kd6/Kf6 4. Dd8/Df7, Df8#
d) #5 mit wTf7:  l.Txg7 Kxf6 2. Kxc3 (Zzw.) Kf5 3.h7 Kf6 4.h8D/L Kf5 5.Tg5, Dg8/Tg5#
e) #6 mit wDf7: l. Dxe6+ Kxe6 2. h6xg7 Kxf6 3. g8=D Ke7 4. Dg7+ Ke6 5. Kxc3 (Zzw.) Kf5/Kd5,Kd6 6. Dg6/Dd7#; 2. ... Kf5 3.g8=D Kxf6 4. Df8+, Dh7 Ke6 5. Dg7 Kf5/Kd5, Kd6 6. Dg6/Dd7#; 2. ...Kf7/Kd6 3. g8=D+ Ke7? 4. Lg5 Kd6 5. Sxe4#; 2. ... Ke7 3. g8=D Kd6? 4. Se8+, Sxe4+ Ke7 5. Lg5#.

2. Preis
Ralf Krätschmer
182. Thematurnier der
Schwalbe 2000








Ergänze auf g7 einen wB, wS, wL, wT oder eine wD.
Matt in wieviel Zügen?

Hier besticht die Vielfalt und Subtilität der fünf Mattführungen mit ihrem ständigen Kampf um Patt und (Ent-)Fesselung. Die Fassung mit dem Läufer benötigt drei Läufer von Weiß. In der Fassung mit der Dame gibt es im 4. bis 6. Zug Duale.

a) #2 mit wBg7: 1. g8=S d2 2. Sh6#
b) #3 mit wSg7: 1.Se6 d2 2.Sd4 Kxf4 3. Sxf3#.
c) #4 mit wLg7: 1. f7 d2 2. Ld4 Kxf4 3. Lf6+ Sd4 4. Txd4#.
d) #5 mit wTg7: l. Te7 d2 2. Te2 Sd4 3. Txg2+ Kxf4 4. Txd4+ Ke5 5. Te2#
e) #6 mit wDg7: 1.De7 d2 2.Te4 f5xe4 3. Dxe4 Sf5 4.Df3+ (oder 4. Lxf3  Kh4 5. Lf2+ Sg3 6. Lxg3, h2xg3#) Kh4 5. Df2+/Lf2+  Sg3 6. Dxg3, h2xg3/Dxg3, h2xg3, Lxg3#.

Durch eine kleine Stellungsveränderung kann der Dual bei e) vermieden werden.

2. Preis
Ralf Krätschmer
182. Thematurnier der
Schwalbe 2000
Verbesserung Schwalbe
August 2001








Ergänze auf g7 einen wB, wS, wL, wT oder eine wD.
Matt in wieviel Zügen?

e) #6 mit wDg7 1. De7 d2 2. Te4 fxe4 3. Dxe4 Sf5 4. Dxf3 Kh4 5. Df2+ Sg3 6. Dxg3#

Ehrende Erwähnung
Bruno Ebner
182. Thematurnier der
Schwalbe 2000








Ergänze auf d7 einen wB, wS, wL, wT oder eine wD.
Matt in wieviel Zügen?

In den Fassungen mit Läufer, Turm und vor allem Dame gibt es ein sehr reichhaltiges Spiel. In diesem Variantendschungel sind kleinere und größere Duale (vielleicht) unvermeidbar. In einem Fall gesellt sich zur vorhandenen Dame noch eine umgewandelte.

a) #2 mit wBd7: 1. d8=S+ Kc8 2. d7#
b) #3 mit wSd7: l . Sc5+ Kc6 2. Sd4+ Kd5 3. De4#
c) #4 mit wLd7: 1. Dxhl c7xd6 2. Ka4 Kc7 (2. ... Lc7 3. Dbl+ Lb6 4. Dxb6#) 3. e5xd6+ Kb7 4. Dbl, Dxg2#; 1. ... c6 2. Kc5 Lxd6+ (2. ... Lc7 s. o.) 3. Lxd6 T~ 4. Dxc6#
d) #5 mit wTd7: 1. Dxh1 Kc8 2. Td8+ Kb7 3.Kc4 c7xd6 4. Dbl + Kc6 Kc7 5. Db6#
e) #6 mit wDd7: 1. Dc8+ Kxc8 2. d7+ Kb7 3. Dxh1 c6 4. Kc5 Ld6+  5. Lxd6 T~ 6. Dxc6#   Nach 1. Dc8+ Kc6 gibt es einen Dual schon ab dem 2. Zug: 2. De8+ Lösung gekürzt wiedergegeben

Preisbericht aus Die Schwalbe Heft 185 Oktober 2000 (S. 528)

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