P.A. Orlimont und seine Schachaufgaben

Dr. Hermann Weißauer
Leben, Werk und Wirkung des P.A.O.

Herausgegeben von Winfried E. Kuhn und Godehard Murkisch, Gebunden 76,- DM zuzüglich Versandkosten, Bestellung bei W. E. Kuhn, Grenzstr. 3, 21337 Lüneburg, oder Nightrider-Verlag, ISBN: 3-9806906-0-1

TitelbildEndlich habe ich es in der Hand, das Orlimont-Buch von Hermann Weißauer, die 2. Auflage seines schon beeindruckenden 1. Werkes über den Pfälzischen Problemkomponisten! Über 600 Seiten, gebunden im festen roten Einband der Kuhn-MurkischSerie, beeindruckend schon beim ersten Durchblättern! Fast 8 Jahre sind seit der 1. Auflage vergangen, eine Habilitationsschrift habe ich das Buch in meiner damaligen Besprechung in der EUROPA-ROCHADE genannt, voller Begeisterung und Bewunderung über die gigantische Forschungsleistung, die Hermann Weißauer auf dem Gebiet des Froblemschachs um den größten Pfälzischen Problemautor PA. Orlimont erbracht hatte. Und so war klar, dass die 2. Auflage keineswegs nur ein Korrigieren von Fehlern und Hinzufügen von weiteren Erläuterungen sein konnte. Wer Hermann Weißauer kennt, wußte schon damals, dass er weiter forschen würde, um alles, aber auch wirklich alles von und über Orlimont zu Tage zu fördern und es in diesem Buch der Nachwelt weiterzugeben. Und so hat er weitere Quellen in Schach- und Tageszeitung systematisch und akribisch durchforstet, um vorhandene Aufgaben von der Quellenlage her abzusichern, gegebenenfalls Quellenfehler aufzudecken und zu korrigieren und -natürlich - noch weitere bisher unbekannte Orlimont-Probleme aufzuspüren.
Ein weitere Motivation war für ihn, die Wirkung des P.A. Orlimont auf das Problemschaffen der letzten 50 Jahre zu analysieren und darzustellen, ein in der Problemliteratur einmaliges Unterfangen. So erscheinen die 8 Jahre zwischen den beiden Auflagen keineswegs zu lang. Weitere 95 (!) Probleme von Orlimont konnten gefunden werden, so dass sich die Zahl der bekannten Orlimont-Probleme auf über 620 steigert. Von der 1. Auflage hat Hermann Weißauer die Struktur seines Buches übernommen: Orlimont wird als Mensch, Gelehrter und Problemist mit allen Facetten seines Daseins ausgeleuchtet, zusammengetragen sind alle Veröffentlichungen Orlimonts als Problemautor, Preisrichter und Anreger von Problemthemen. Alle Probleme sind übersichtlich dargestellt, je 4 Diagramme auf der linken Buchseite, die entsprechenden ausführlichen Beschreibungen von Lösung und Autorintention auf der rechten Seite, so dass das Buch auch ohne Schachbrett als Leselektüre genossen werden kann. Im Problemanhang sind alle Urfassungen und Versionen der Orlimont-Probleme gesammelt, so dass auch bei Bearbeitungen und Verbesserungen - der Autor hat schon in der 1. Auflage eine gewaltige Verbesserungsarbeit bei manchen Orlimont-Problemen geleistet die Absichten und Gedanken von Orlimont sichtbar bleiben und nachvollziehbar sind. Selbstverständlich für den Autor sind ein Quellen-, Sach- und Literaturregister, über die systematische Auflistung der Königsstellungen der Orlimont-Probleme ist ein schnelles Auffinden der Probleme gewährleistet und unter Verschiedenes sind eine Reihe von Originalurkunden und Schriftstücken von P.A.O. abgedruckt.
Im zweiten (gegenüber der 1. Auflage zusätzlichen) Teil des Buches hat Hermann Weißauer die Wirkungen des Pfälzischen Problemmeisters dargestellt, bzw. darstellen lassen, in dem er Problemexperten, die sich mit bestimmten Problemthemen beschäftigt hatten, die auf P.A.O. zurückgehen zu Wort kommen ließ, d.h. zu Artikeln und ausführlichen Darstellungen animierte. Damit konnte er zeigen, was aus Orlimonts Urideen bis heute alles entstanden ist. So gibt es eine ausführliche Darstellung der Kegelprobleme von Hilmar Ebert, ein Vorwurf der direkt auf PA.O. zurückgeht. Zum Thema Mausefalle äußern sich Friedrich Köhnlein, Franz Pachl und Hermann Weißauer, Helmut Rössler und Hans Gruber, der "Mausefallenabschnitt" endet mit literarischen Betrachtungen zum Thema. Ich selbst hatte die Ehre den Parakritikus, das Orlimont'sche Fluchtschutzthema ausführlich an Beispielen erläutern und darzustellen zu dürfen, weitere Orlimont-Anregungen werden von Werner Speckmann und Stephan Eisert beigesteuert. Die an sich schon selbst sehr interessanten Beiträge zeigen dem interessierten Leser, welche Potenz in den Orlimont'schen Ideen steckt und dass seine Wirkung auf das Problemschach bis heute anhält.
Wenn schon die 1. Auflage dieses Buches als die Habilitationsschrift eines unermüdlichen Forschers gelten mußte, so ist die zweite Auflage das Meisterwerk des Problemisten Hermann Weißauer, der zwar in erster Linie dem Pfälzischen Problemisten P.A. Orlimont ein unerreichbares Denkmal gesetzt hat, aber in zweiter Linie sich selbst mit diesem problemschachlichen Lebenswerk in den Olymp der schreibenden Problem-Meister versetzt hat. Im Problemschach nennt man eine Problemstellung, die nicht weiter zu verbessern ist, eine Letztform. Ich meine, diese Letztform ist hier für das Orlimont-Buch erreicht! Ich bin sicher dieses Buch hat Maßstäbe gesetzt, die unerreicht bleiben werden!

Helmuth Morgenthaler

 

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