Matt & Remis
Der Kölner Autor Gerhard Josten legt zeitgleich zum Beginn des Turniers
zu seinem 70. Geburtstag im nächsten Jahr ein kleines Büchlein vor,
welches sich dem Verhältnis von Schachproblem und Schachstudie widmet.
Der Autor schreibt auf der Rückseite seines Buches:
Das Buch erläutert in seinem einleitenden Abschnitt auch aus historischer
Sicht die zwei verschiedenen Kunstgattungen "Schachproblem" und
"Schachstudie". So dann wird ein Weg aufgezeigt, ihre bisher
relativ streng getrennten Wege wieder näher zueinander zu führen. Er
mündet in einem Vorschlag für neue Kompositionen. Auch wenn sich das
Buch in erster Linie an Fachleute der beiden Bereiche wendet, ist es
darüber hinaus als Starthilfe für interessierte Anfänger gedacht.
Das Büchlein ist randvoll gefüllt mit interessanten
Informationen und hat mir bei Lektüre viel Freude bereitet. Der
abschließende Gedankengang (die Verbindung von Studie und Mattroblem) ist
ungewöhnlich aber dennoch reizvoll. Ob das ausgeschriebene Turnier
sehenswerte Aufgaben hervorbringt werden wir in einem Jahr wissen.
Das Buch (60 Seiten im Format DIN A5) ist im Selbstverlag des Autors Gerhard
Josten erschienen und kann zum Preis von 15 Euro direkt bei ihm bestellt
werden.
Die folgende Studie entstand durch den E-mail-Kontakt mit
dem Autor. Es ist dies meine bislang erste Studie. Es ist leicht zu
erkennen, dass dies nicht mein Gebiet ist, wie auch in der
Lösungsbesprechung angedeutet wird.
Ralf Krätschmer
Rochade Europa Juni 2007 |
Weiß
zieht und hält remis
Positionell
ist die Stellung nicht zu halten und schon hieran ist die Herkunft aus dem
Problemschach zu erkennen. Schwarz droht 1...Txa3 mit dem folgenden Matt auf
a1. Ein Patt ist ebenfalls nicht in Sicht, aber Weiß findet den rettenden
Hafen in einer selten gezeigtenStellungswiederholung unter Opferung seiner
beiden Türme. So kommt Schwarz im 5. Zug zwar noch zu seinem Schachgebot,
das sich aber nunmehr als unschädlich erweist. Das tief verborgene Rätsel
einer Studie und das ästhetische Thema eines Problems haben sich in diesem
Stück auf eine harmonische Art vereint. Allerdings zieren sechs schwarze
Bauern die Ausgangsstellung, ohne dass auch nur einer von ihnen sich im
Verlauf der Lösung bewegt. Die Stellung erfordert sie. Dies könnte aus dem
Gesichtspunkt der Ökonomie als ein Makel angesehen werden.
In der Ausgangsstellung ist eine weiße Remisschaukel in Sicht, doch ein sofortiges 1.Sab5 scheitert an 1...Ta1#. Deshalb muss im Vorplan zunächst die hinderliche weiße Masse beseitigt werden: 1.Th2! Le5 2.Th8+! Lxh8 3.Th2 Le5 4.Th8+ Lxh8. Wir haben wieder die Ausgangsstellung erreicht, allerdings ohne die weißen Türme. Der weiße König besitzt nach diesem doppelten Opferspektakel endlich das Fluchtfeld auf d2 und braucht das Turmschach nicht mehr zu fürchten. Nun kann endlich die Remisschaukel folgen: 5.Sab5 Ta1+ 6.Kd2 Ta2+ 7.Kd1 Ta1+ 8.Kd2 Tb1 9.Sc7+ Kb8 10.Sa6+ mit Dauerschach.
Mehrzügerverzeichnis
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