Stefan Schneider

Stefan SchneiderStefan Schneider wurde am 24/4/1908 in Wien geboren. Von 1932 bis 1940 lebte er in Breslau. Ein #4 aus der  Schlesischen Tageszeitung ist bei der Buchbesprechung nachzulesen.
Prof. Albert Becker (der als Mitglied der deutschen Mannschaft bei der Schacholympiade1939 in Buenos Aires wegen des Kriegsausbruchs in Argentinien blieb) leitete eine große Schachspalte in einer Wiener Tageszeitung. Er ermunterte den jungen Schneider und mit 16 Jahren entstand sein erstes Problem. "Ich habe, ohne von der Existenz einer Neudeutschen Schule zu wissen von Anfang an logisch komponiert. Auch war es, von einigen ersten Zweizügern abgesehen, sogleich der Mehrzüger, der mich anzog. Die zwei- und dreizügigen Sprints liegen mir nicht; ich bin Langstreckler. Den größten Einfluss auf mich hat Holzhausens "Logik und Zweckreinheit" ausgeübt. Hier war in wunderbarer Sprache das niedergelegt, was mir wirr und unausgegoren im Kopf brodelte." Nach Kriegsdienst und Gefangenschaft kam er nach Berlin. Hier lernte er 1947 Herbert Grasemann kennen. In dieser Zeit entstanden die ersten Pendelprobleme. Zusammen mit ihm entwickelte er in langen nächtlichen Gesprächen seine Gedanken über die Ökonomie der Zwecke. Ist es da ein Wunder, dass gerade Stefan Schneider es war, der später in seinem "Zweckökonomie" Aufsatz die Gedanken Holzhausens genial weiterspann und erst damit der Neudeutschen Schule zu einem sicheren Fundament verhalf? Bemerkenswert ist seine grundsätzliche Einstellung zum Theoretisieren. "Ich treibe ständig Theorie, indem ich alles, was mir unterkommt, in meinen geistigen Zettelkasten einzuordnen bemüht bin." Bei seinem ausgeprägten Sinn für abstraktes Forschen und Theoretisieren verliert Schneider doch niemals die Praxis aus den Augen. Stets legt er sich Rechenschaft ab über die praktische Verwertbarkeit und Nutzanwendung der erarbeiteten Erkenntnisse. Denn alle Theorie bedeutet ihm nicht mehr als ein Mittel zu dem Zweck, künstlerisch vollendete Schachprobleme zu schaffen. Nicht Turnierehren sind sein Ziel, nicht Quantität strebt er an was er sucht, ist die Schönheit des Schachs in ihrer reinsten und reifsten Gestalt. Wir können uns jede seiner Arbeiten ansehen. Jede besticht durch die kristallene Klarheit ihrer Aussage und eine geradezu verblüffende Schlichtheit des Ausdrucks. Schneider selbst bezeichnet seinen Kompositionsstil so: "Ich suche mit Beharrlichkeit die einfache Stellung. Solange sie nicht gefunden ist, wird eben nicht publiziert. Mit etwa vierzehn Steinen ist nämlich fast alles zu schaffen, wenn nicht ein besonders schwieriger Vorwurf ausnahmsweise mehr verlangt. Ein volles Brett erregt mein Unbehagen. Wo ich auf unausgefeilte Darstellung stoße, bin ich sogar ernstlich böse. Ohne dass ich sie für besonders erstrebenswert halte, gefallen mir bei anderen Prunk und äußerer Effekt. So genieße ich mit neidloser Bewunderung Aufgaben nach dem Muster Lepuschütz; ein schwer zu sehender Hauptplan altmeisterlichen Stils, aber ohne Verzweigung, scheitert an irgendeiner Kleinigkeit, die in zwei oder drei Zügen, meist auf direktem Wege unter Beschäftigungslenkung bereinigt wird. Das Mattbild ist ökonomisch und rein; möglichst wenige weiße Bauern, die am Schluß nicht untätig sein sollen. Selber werde ich freilich nichts Ähnliches bauen. Das liegt einmal daran, dass mir der Klett-Bergersche Hauptplan nie einfallen wird, vor allem aber daran, dass ich die altmeisterlichen Hauptpläne, die Damenopfer usw., als bloßen Schmuck empfinde, als Prachtentfaltung, als äußeren Effekt. Ich aber möchte gern auf alles Geschmeide verzichten und nur durch die Idee wirken. Auch imponiert mir nur die ArJohn Lennont von Schwierigkeit, welche aus der Tiefe des Gedankens kommt. Ich habe nicht de Ehrgeiz Teufeleien auszuhecken, und sehe in übergroßer Schwierigkeit keinen Vorzug, eher einen Nachteil. Was ich anstrebe, ist allein Klarheit in Form und Inhalt"
Während der Berliner Blockade zog er mit seiner Familie zurück nach Österreich, zunächst nach Attersee, schließlich nach Salzburg. Die Woche über arbeitete er, der ausgebildete Kunstmaler und Graphiker, in St.Johann (Pongau) als Dessinateur in einer Fabrik für Dekorationsstoffe.
Am 8/12/1980 wurde John Lennon in New York erschossen und an diesem Tag starb auch Stefan Schneider in Salzburg.

Stefan Schneider
Deutsche
Schachzeitung 1956
1.Preis








#10


Der Hauptplan 1. f5+? Kxe5 2. f4# scheitert noch am En-Passantschlag 2. ... gxf3 e.p. Der Vorplan 1. Ld1? würde ausreichen, wenn Schwarz mit 1... Kf5? parierte 2. Lxg4+ Ke4 3. Ld1 Kf5 4. Lc2 Ke6 5. f5+ Kxe5 6. f4# Aber Schwarz spielt natürlich besser 1. ... Sf3 und verstellt hierdurch die Angriffslinie auf den umkämpften Bauer g4. Man versucht daher den Läufer nach g6 zu führen, damit er g4 von h5 aus angreifen und die Springerverstellung ausschalten kann. Das naheliegende 1. Lg6? kommt aber nicht in Frage, da die Drohung dieses Zuges (2. Lh5) zu langsam ist und störende Gegenzüge wie h1=D zulässt. Die Notwendigkeit, den Läufer mit scharfer Drohung nach g6 zu bringen, ist also alleiniges Motiv für den vierzügigen weiteren Vorplan:
1. La4 Kf5 2. Ld7+ Ke4 3. Le8 Kf5 4. Lg6+ Ke6 5. Lh5 Kf5 fällt mit 6. Lxg4+ Ke4 der Bauer und nach dem Rückpendeln ins alte System 7. Ld1 Kf5 8. Lc2+ Ke6 ist die Ausgangsposition nur ohne Bauer g4 wieder hergestellt und der Hauptplan ist erfolgreich 9. f5+ Kxe5 10. f4#

 

Stefan Schneider
Schach 1953
3. Preis








#8

 

 

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